Wachstum und Ökologie

Wachstum und Ökologie

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Valeria Bruschi
Exploring Economics, 2024
Level: mittel
Perspektiven: Ökologische Ökonomik, Marxistische Politische Ökonomik
Thema: (Post-)Wachstum, Kapitalismuskritik
Format: Lerntext

 Die Vorstellung, Wirtschaftswachstum sei gleichbedeutend mit Wohlstand, ist in verschiedenen politischen Strömungen tief verankert, wird aber zunehmend von der Degrowth-Bewegung in Frage gestellt. Der folgende Text zeigt aus marxistischer Perspektive, dass Wachstum im Kapitalismus keine Option, sondern eine systembedingte Notwendigkeit zur Profitmaximierung ist - mit der Folge einer zunehmenden Naturzerstörung und sozialer Ungleichheit. Der Text ist zunächst als Kapitel im Sammelband "Das Klima des Kapitals: Gesellschaftliche Naturverhältnisse und Ökonomiekritik" im Karl Dietz Verlag Berlin erschienen und wird hier auf Exploring Economics zweitveröffentlicht.

Menschen, die unterschiedliche politische Meinungen vertreten, sind sich trotzdem häufig einig, dass ökonomisches Wachstum ein geeignetes Kriterium für Prosperität und Wohlstand ist. Während der Glaube an Wachstum Ende des 19. Jahrhunderts eine bürgerliche Position war, verbreitete er sich nach der Jahrhundertwende auch in sozialdemokratischen Kreisen.[1] In der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung, in ihren Parteien und in den Gewerkschaften ist kaum Kritik an dieser Wachstumsorientierung zu finden, das gilt für den Westen ebenso wie für den (ehemaligen) Osten.

1932 beauftragte der US-Kongress den Ökonomen Simon Kuznets, ein Instrument zur Messung des nationalen Wirtschaftsoutputs zu entwickeln. Das war die Geburtsstunde des Bruttoinlandsprodukts (BIP): Es gibt den Gesamtwert aller Waren, Güter und Dienstleistungen an, die während eines Jahres innerhalb der Volkswirtschaft eines Landes hergestellt wurden, nach Abzug aller Waren und Dienstleistungen, die in ihrem Produktionsprozess eingesetzt worden sind. Seither wird der Zustand moderner Nationalökonomien daran gemessen: Wenn mehr produziert wird, steigt das BIP und deshalb herrsche, so die Annahme, Wohlstand. Wenn das BIP steigt, könnten Löhne bezahlt, Arbeitsplätze gesichert und entsprechende Steuern gezahlt werden, mit denen die Staaten öffentliche Investitionen etwa in Gesundheit, Bildung, Forschung, Infrastrukturen oder Kultur tätigen könnten. Dieses Wachstumsmantra begegnet uns tagtäglich: in den Nachrichten, in den Zeitungen und in jeder Talkshow.

Seit den 1970er-Jahren werden jedoch Stimmen lauter, die das Wachstumsparadigma kritisieren. Bekannt ist die 1972 vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie »Die Grenzen des Wachstums«, in der die von einer auf Wachstum orientierten Ökonomie verursachte ökologische Zerstörung angeprangert wird.[2] Die Kritiker*innen organisieren sich in der Degrowth-Bewegung, die die Abwendung vom Wachstumsprinzip einfordert, um Lebens- und Produktionsbedingungen auf dem Planeten auch für künftige Generationen aufrechtzuerhalten. Mittlerweile ist sie weltweit präsent und zählt viele Aktive, die allerdings auch unterschiedlichste Positionen vertreten: Primitivist*innen schwören auf eine Rückkehr zu vorindustriellen Lebens- und Produktionsverhältnissen, Konsumkritiker*innen wollen durch Konsumverhalten, Einkaufsgruppen oder Foodcoops Einfluss auf das große Ganze nehmen, andere fordern verschiedene nationalstaatliche wie internationale Regulationsmechanismen, wodurch das Kapital dazu gebracht werden soll, sich mit weniger zu begnügen. Die Liste ließe sich weiter fortführen, denn die Degrowth-Bewegung ist komplex und verdient deshalb eine vertiefte Auseinandersetzung – dazu fehlt hier der Platz.

Eines der großen Verdienste der Degrowth-Bewegung ist, dass sie das Dogma, mit dem BIP ließe sich der Wohlstand messen oder durch dessen Steigerung gar verallgemeinern, infrage gestellt und damit zu einiger Klärung beigetragen hat:

Erstens zeigt das BIP weniger den allgemeinen Wohlstand unserer Gesellschaften an, sondern vielmehr die Steigerung der Profite für das Kapital. Dies und nichts weiter besagt ein wachsendes BIP, denn es misst nur die Steigerung der Produktion, sagt aber über die Verteilung der produzierten Güter nichts aus. Es können riesige Warenmassen hergestellt werden, und trotzdem können vielen Menschen die Mittel fehlen, um sie sich anzueignen.

Zweitens taucht der Handel mit Rohstoffen in dieser Perspektive lediglich als Steigerung des BIP auf, die Erschöpfung und Auslaugung von natürlichen Ressourcen finden dabei keine Berücksichtigung, etwa im Fall von Waldrodungen oder zur Freilegung von Flächen für Bergbau und Landwirtschaft.

Drittens werden auch die ökologischen und sozialen Kosten der gegenwärtigen Massenproduktion nicht erfasst: Wenn Plastikschrott verkauft wird, wenn funktionierende Gegenstände aussortiert und durch neue ersetzt werden oder wenn infolge von Naturkatastrophen Häuser oder Straßen neu gebaut werden, wächst das BIP – denn Umweltzerstörung verursacht Wachstum.[3] Gleichzeitig werden Trinkwasser, Luft und Böden durch industrielle Produktion verunreinigt, Berge von Elektroschrott häufen sich im Globalen Süden an und Menschen arbeiten unter gesundheitsschädlichen Bedingungen.

Ohne Frage haben wachsende Ökonomien in einigen historischen Phasen zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen mancher Bevölkerungsgruppen geführt: Die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in den westlichen Ländern sind dafür ein gern angeführtes Beispiel. Unerwähnt bleiben dabei aber genauso gern die zerstörerischen Folgen, die mit Wachstum notwendigerweise einhergehen – sowohl für bestimmte andere Gruppen als auch in anderen Weltregionen. Wachstum hat negative Folgen für Menschen und Natur.

Es ist in unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem also nicht nur ein Problem, wenn es kein Wachstum gibt, denn ökonomische Krisen haben verheerende Folgen für die Gesellschaft, sondern auch ein Problem, wenn es Wachstum gibt.

Um diesen Widerspruch zu verstehen, ist es notwendig, sich mit der Funktionsweise unserer Wirtschaft auseinanderzusetzen. Im »Kapital« untersucht Marx die Dynamik von Wachstum in kapitalistischen Wirtschaftssystemen und liefert eine analytische Bestimmung dieser Kategorie. Dies kann eine Orientierung in der Diskussion liefern. Erstens: Marx zeigt, dass und warum Wachstum für die Profitmaximierung unerlässlich ist und dass Profitmaximierung Ziel jedes kapitalistischen Wirtschaftens ist, sodass es einen Kapitalismus ohne Wachstum nicht geben kann. Zweitens: Die Dynamik der Kapitalakkumulation, die auf Wachstum angewiesen ist, bringt unvermeidlich zerstörerische Folgen für Menschen und Natur mit sich.

Wachstum ist aus der kapitalistischen Ökonomie nicht wegzudenken und ist Ursache für ökologische und soziale Zerrüttungen. Die Logik des gegenwärtigen ökonomischen Systems erlaubt es nicht, anders mit der Natur umzugehen, als sie auszubeuten und zu plündern. Die Frage ist nun, was verändert werden soll, damit wir die natürlichen Grundlagen unserer Produktion, an die unsere Existenz geknüpft ist, nicht zerstören. Aus einer marxschen Perspektive muss der Kapitalismus überwunden werden, wenn wir uns Spielräume schaffen wollen, um das Verhältnis zwischen Mensch und Natur anders zu gestalten. Das heißt, die ökologische Frage schließt die Systemfrage ein. Dies zu berücksichtigen ist relevant bei der Formulierung von Forderungen und dem Entwurf von Alternativen.

Der Logik des Kapitalkreislaufs ist Maßlosigkeit inhärent

Marx geht im »Kapital« der Frage nach, welche Merkmale die kapitalistische Produktionsweise kennzeichnen. Für alle Gesellschaften gilt, dass die Menschen arbeiten müssen, um Güter und Dienstleistungen zu produzieren, die ihr Überleben sichern, aber worin unterscheidet sich die kapitalistische Produktionsweise von den Wirtschaftssystemen in anderen historischen Epochen?

Die Reproduktion der Gesellschaftsmitglieder erfolgt in kapitalistischen Gesellschaften maßgeblich über den Kauf und Verkauf von Waren. Waren werden für den Markt hergestellt, auf dem die Menschen gegen Geld das kaufen, was sie brauchen.

Auf diese Art sichern die Käufer*innen ihr Überleben: Sie kaufen jene Waren, die ihre Bedürfnisse befriedigen. Die Bedürfnisbefriedigung ist aber nicht der Zweck der Produktion. Vielmehr sind die Waren produziert worden, um durch ihren Verkauf eine größere Summe Geld zu erwirtschaften als jene Summe, die vorgeschossen wurde, um die zu ihrer Produktion nötigen Investitionen zu tätigen. Das ist das Ziel der kapitalistischen Produktion.

Der Prozess, wodurch dieses Ziel erreicht wird, definiert, was Kapital ist: Geld wird vorgeschossen, um Arbeitskräfte und Produktionsmittel – die zwei Bestandteile eines jeden Produktionsprozesses – zu kaufen. Am Ende des Produktionsprozesses steht eine Warenmasse, deren Verkauf eine Geldsumme einbringt, die höher ist als die vorgeschossene Geldsumme.[4] Waren und Geld, die diese Bewegung durchlaufen, damit als Resultat mehr Geld da ist als am Anfang, sind verschiedene Formen von Kapital. Die Differenz zwischen End- und Anfangssumme ist der Mehrwert. Mehrwert zu schaffen ist der Zweck kapitalistischen Wirtschaftens, deshalb wird investiert, produziert und deshalb werden den Menschen Güter zur Verfügung gestellt, die ihre Bedürfnisse befriedigen. Die Bedürfnisbefriedigung ist in diesem System ein Nebeneffekt, auch wenn eine der notwendigen Voraussetzungen für den Tausch die Brauchbarkeit der produzierten Waren ist: Wer ist schon bereit, für Dinge, die (für sie oder ihn) keinen Nutzen haben, Geld auszugeben? Auf diese Weise gewährleistet die kapitalistische Produktionsweise die Reproduktion der Gesellschaft. Die gesellschaftliche Reproduktion ist im Kapitalismus aber ein Mittel zum Zweck der Mehrwertproduktion.

Marx macht anhand des bisher Ausgeführten ein Spezifikum des kapitalistischen Wirtschaftens sichtbar: die Maßlosigkeit dieses Prozesses. »Der Gebrauchswert ist also nie als unmittelbarer Zweck des Kapitalisten zu behandeln. Auch nicht der einzelne Gewinn, sondern nur die rastlose Bewegung des Gewinnens.«[5] Denn es gibt keinen der Logik des Kapitals innewohnenden Grund, diese quantitative Zunahme irgendwann als ausreichend zu betrachten: Jede Geldsumme ist beschränkt und nur durch die Wiederholung der Bewegung von Investition, Produktion und Verkauf, der Kapitalbewegung, kann aus Geld mehr Geld gemacht werden. »Die Bewegung des Kapitals ist daher maßlos.«[6]

Akkumulation und Krise

Die Kapitalbewegung, die Marx beschreibt, ist kein vereinzelter Akt, an dessen Ende das Kapital ruht. Vielmehr beginnt der Kreislauf immer wieder von vorn: Das erwirtschaftete Kapital wird erneut investiert, um einen neuen Produktionszyklus einzuleiten und daraus erneut ein Surplus zu generieren. Voraussetzung ist natürlich, dass alles gut läuft und keine Probleme oder Stockungen an irgendeiner Stelle des Prozesses auftreten, die den Prozess der Geldvermehrung behindern.

Vom Mehrwert, der nach jedem erfolgreich vollzogenen Kreislauf erwirtschaftet worden ist, fließt ein Teil in den individuellen Konsum, in die Reproduktion des bzw. der Kapitalist*in als Person: Dieser Teil fällt aus der Bewegung des Kapitals heraus. Der andere Teil wird reinvestiert und kommt somit zu der Geldsumme bzw. Wertsumme hinzu, die am Anfang vorgestreckt wurde und am Ende des Zyklus wieder zurückgeflossen ist.

Die Wiederholung dieses Kreislaufs, bei dem ein Teil des Mehrwerts in den neuen Produktionszyklus reinvestiert wird, stellt die Akkumulation des Kapitals dar. Mit jedem Zyklus wächst das Kapital, das vorgeschossen wird. Das kann Zweierlei bedeuten: Entweder nimmt dadurch der Produktionsumfang absolut zu, und mehr Rohstoffe, Energie, Maschinen und Arbeitskräfte werden im gleichen Verhältnis zueinander eingesetzt, um eine größere Warenmasse herzustellen, deren Verkauf eine höhere Summe einbringen wird. Oder das Verhältnis zwischen den genannten Bestandteilen des produktiven Kapitals verändert sich zuungunsten der Arbeitskraft.

An dieser Stelle ist ein weiteres zentrales Merkmal von kapitalistischer Produktion zu berücksichtigen: Kapitalist*innen produzieren privat und stehen in Konkurrenz zueinander. Sie planen nicht im Vorfeld gemeinsam, was und wie viel sie produzieren, sondern produzieren jede*r für sich und spekulieren darauf, dass sie zahlungskräftige Käufer*innen auf dem Mark finden und sich gegen andere Anbieter*innen durchsetzen können, um ihre Waren zu verkaufen und nicht pleitezugehen. Sie befinden sich im Kampf gegeneinander und versuchen, jeweils möglichst große Marktanteile zu erobern.

Im Konkurrenzkampf ist nicht so sehr die oben erwähnte Zunahme im Umfang der Produktion entscheidend. Vielmehr setzt sich eine andere Dynamik durch: Produzent*innen behaupten sich, indem sie billiger als die anderen produzieren, das heißt produktiver sind. Was ist unter Produktivität und Produktivitätssteigerung zu verstehen?

Laut Marx ist Arbeit die Grundlage für den Wert der Waren, der in Geld ausgedrückt wird. Die unter gesellschaftlich durchschnittlichen Bedingungen nötige Arbeitszeit, um eine Ware herzustellen, bestimmt ihre Wertgröße, die sich in eine Geldsumme übersetzen lässt. Je länger die Arbeitszeit zur Herstellung einer Warensorte ist, desto höher ist ihr Wert bzw. Preis. Wenn ein*e Kapitalist*in imstande ist, eine Ware in weniger Zeit als die anderen herzustellen – das heißt: produktiver ist – kann sie bzw. er sie billiger verkaufen und sich dadurch gegen die Konkurrenz durchsetzen.

Die Hauptmethode zur Steigerung der Produktivität ist der Einsatz effizienterer Technologien, wodurch mehr Produkte in der gleichen Zeit erzeugt werden können als vorher. Marx beschreibt die Tendenz, dass bei Produktivitätssteigerung deshalb der in Produktionsmittel investierte Kapitalteil in einem Produktionsbereich zunimmt, während die Investitionen in Arbeitskräfte im Verhältnis dazu sinken.

Angesichts dessen, dass die Konkurrenz der Lebensraum des Kapitals ist, steht es den Kapitalist*innen nicht frei, den Produktionsprozess produktiver zu gestalten oder nicht: Wenn die einzelnen Privatproduzent*innen sich in Konkurrenzkampf behaupten wollen, dürfen sie die technologischen Entwicklungen in ihrer Branche nicht versäumen, vielmehr sollten sie Vorreiter*innen sein. Voraussetzung dafür ist, dass sie Mehrwert schaffen, um neue Investitionen zu tätigen, die ihnen garantieren, auf der Höhe der technologischen Entwicklung zu bleiben. Möglichst viel Geld und Mehrwert zu erwirtschaften ist daher nicht eine Option unter anderen, sondern eine Notwendigkeit.

Mehrwert zu erwirtschaften setzt wiederum voraus, dass immer mehr Waren produziert werden, die gekauft werden. Ob sie sich aber tatsächlich verkaufen lassen, ist ungewiss: Während sich auf der einen Seite die Produktionskraft entwickelt, ist auf der anderen Seite die Konsumtionskraft der Gesellschaft begrenzt. Die Konsument*innen sind nämlich entweder Lohnarbeiter*innen, die über mehr oder weniger begrenzte Mittel verfügen, um Waren zu kaufen; oder sie sind Kapitalist*innen, die nur dann kaufen, das heißt in Produktionsmittel investieren, wenn Aussicht auf Profit bestehen. Dieser Widerspruch liegt der kapitalistischen Produktionsweise zugrunde und ist Ursache für ihre Krisenhaftigkeit:

»Dies ist Gesetz für die kapitalistische Produktion, gegeben durch die beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandenem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen, bloß als Erhaltungsmittel und bei Strafe des Untergangs. Der Markt muss daher beständig ausgedehnt werden, sodass seine Zusammenhänge und die sie regelnden Bedingungen immer mehr die Gestalt eines von den Produzenten unabhängigen Naturgesetzes annehmen, immer unkontrollierbarer werden. Der innere Widerspruch sucht sich auszugleichen durch Ausdehnung des äußeren Feldes der Produktion. Je mehr sich aber die Produktivkraft entwickelt, um so mehr gerät sie in Widerstreit mit der engen Basis, worauf die Konsumtionsverhältnisse beruhen.«[7]

Produktivitätssteigerung und Wert der Ware Arbeitskraft

Die Konkurrenz prägt zwar das Handeln der einzelnen Kapitalist*innen, sie stellt aber nur die Erscheinungsform der Dynamiken dar, die dem System innewohnen:

»Die Art und Weise, wie die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion in der äußeren Bewegung der Kapitale erscheinen, sich als Zwangsgesetze der Konkurrenz geltend machen und daher als treibende Motive dem individuellen Kapitalisten zum Bewusstsein kommen, ist jetzt nicht zu betrachten, aber so viel erhellt von vornherein: Wissenschaftliche Analyse der Konkurrenz ist nur möglich, sobald die innere Natur des Kapitals begriffen ist, ganz wie die scheinbare Bewegung der Himmelskörper nur dem verständlich, der ihre wirkliche, aber sinnlich nicht wahrnehmbare Bewegung kennt.«[8]

Hinter der äußeren Erscheinung sind die inneren Gesetze der kapitalistischen Dynamik Gegenstand der marxschen Analyse. Und für diese Dynamik ist unter anderem der Zusammenhang zwischen Produktivkraftsteigerung und dem Wert der Ware Arbeitskraft zentral: Marx führt zunächst aus, wie die Steigerung der Produktivkraft  zu vermehrten Profiten führt, weil sie eine Methode zur Senkung des Werts der Arbeitskraft ist.

Die Arbeitskraft ist im Kapitalismus eine Ware wie jede andere auch, das heißt, sie besitzt einen Gebrauchswert und einen Wert, zu dem sie auf dem Arbeitsmarkt gekauft wird. Für Kapitalist*innen ist die Arbeitskraft die wichtigste Ware, weil sie durch ihren Konsum Wert schafft: Wenn sie eingesetzt wird, wenn also gearbeitet wird, entsteht neuer Wert.

Der Wert der Ware Arbeitskraft selbst besteht – wie der Wert jeder anderen Ware auch – aus der Summe der Werte all jener Waren und Dienstleistungen, die zur (Re-)Produktion der Ware notwendig sind. Im Fall der Ware Arbeitskraft geht es also um die Reproduktion des lebendigen Individuums. Diesen Wert bekommt der bzw. die Arbeiter*in in Form von Lohn ausbezahlt. Dieser Wert ist aber nicht mit dem Wert zu verwechseln, den die Arbeitskraft durch ihre Arbeit im Produktionsprozess schafft: Diese Wertgröße ist immer höher als der Lohn, und aus dieser Differenz ergibt sich der Mehrwert. Wenn die Arbeitskraft beispielsweise während eines Tages acht Stunden arbeitet, entspricht nur ein Teil des in dieser Zeit neu produzierten Werts ihrem täglichen Lohnanteil. Die restlichen Stunden sind Arbeitszeit, deren Wertprodukt sich der bzw. die Kapitalist*in »unentgeltlich« aneignet. Denn er bzw. sie hat sich laut Arbeitsvertrag lediglich dazu verpflichtet, den Arbeiter*innen den Wert ihrer Arbeitskraft, nicht jedoch das gesamte von ihnen erschaffene Wertprodukt auszuzahlen. Wenn es so wäre, würde der ganze Prozess keinen Sinn machen.

Und so tendiert das Kapital dazu, die Zeit, in der der Mehrwert produziert wird, auszudehnen. Bei einer vertraglich festgelegten Länge des Arbeitstags von beispielsweise acht Stunden ist dies nur möglich, indem der andere Teil des Arbeitstags, den Marx notwendige Arbeitszeit nennt, verkürzt wird. Dafür muss der Wert der Ware Arbeitskraft sinken. Und dies ist der Fall, wenn die notwendigen Lebensmittel[9] produktiver hergestellt und somit günstiger ver- bzw. gekauft werden können. Diese Tendenz des Kapitals nennt Marx Produktion des relativen Mehrwerts: Bei gleichbleibender Länge des Arbeitstags nimmt die Mehrarbeitszeit, also die Zeit, in der Mehrwert produziert wird, nicht absolut, sondern relativ zu, das heißt im Verhältnis zur notwendigen Arbeitszeit.

Der Wert der Ware Arbeitskraft sinkt dann, wenn die zur Reproduktion der Arbeitskraft nötigen Waren produktiver hergestellt und folglich günstiger werden. Produktivitätssteigerungen lassen sich, wie oben beschrieben, dadurch erzielen, dass Technologien eingesetzt werden, mit deren Hilfe billiger produziert werden kann. Dem kapitalistischen Produktionsprozess wohnt deshalb – wie gesagt – die Tendenz inne, dass bei den Investitionen der Kapitalteil für Maschinen im Verhältnis zu jenem für die Arbeitskräfte zunimmt. Die arbeitenden Individuen sind aber nach Marx Quelle von Wert und somit von Mehrwert. Wenn verhältnismäßig mehr in Maschinen und Rohstoffe als in Arbeitskräfte investiert wird, ergibt sich daraus, dass das Verhältnis zwischen produziertem Mehrwert und Investitionen schrumpft: Marx spricht diesbezüglich vom tendenziellen Fall der Profitrate.[10]

Wie nun dieser Tendenz begegnen? Indem absolut mehr produziert wird. Wenn sich nämlich das Verhältnis zuungunsten der Mehrwertproduktion verschiebt, kann der Mehrwert in absoluten Zahlen dennoch erhöht werden, indem der Umfang der Produktion ausgeweitet wird: absolut mehr Produktionsmittel, absolut mehr Arbeitskräfte. Das Kapital muss den Maßstab der Investitionen, des Warenausstoßes und des Konsums vergrößern, um der Tendenz einer Verringerung der Profite entgegenzuwirken. Das kann allerdings nicht jedes Einzelkapital, die kleineren haben weniger Chancen als die größeren.

Was heißt das für die Natur?

Die Kapitalist*innen sind die Vollstrecker*innen der Kapitalbewegung, Personifikationen des Kapitals. Sie stehen, wie oben dargestellt, unter dem Zwang, nach den Gesetzen des Kapitals zu handeln. Selbstverständlich haben sie einen gewissen Spielraum: Sie können irgendwann aus dem Geschäft aussteigen und ihr Vermögen genießen. Diese vereinzelten Ausnahmen tun der Logik des Systems aber keinen Abbruch: Wer weiter als Kapitalist*in handeln will, muss es nach den Regeln der Kapitalakkumulation tun.

Appelle an die ökologische Eigenverantwortung der Unternehmer*innen sind deshalb unzureichend, weil sie die systemischen Zwänge übersehen, denen die Kapitalist*innen unterliegen. Wenn einzelne Unternehmer*innen beschließen, nach ökologischen Standards zu produzieren, bedienen sie lediglich Nischen für ökologisch bewusste Zielgruppen, die in der Regel auch finanziell in der Lage sind, teurere Ökoprodukte zu kaufen.[11] Es ist seit einiger Zeit deutlich zu beobachten, dass Ökosiegel und fair gehandelte Produkte bei den Kaufentscheidungen der Konsument*innen stärker ins Gewicht fallen. Und selbstverständlich berücksichtigen Produzent*innen solche Tendenzen, wenn sie dadurch höhere Profite erwirtschaften können. Die Orientierung an kurzfristigen Preisbewegungen auf dem Markt ist aber keine erfolgversprechende Strategie im Kampf gegen die Klimakrise: Viele recycelbare oder emissionsfreie Produkte werden mit Rohstoffen hergestellt, die zum Beispiel zur Entstehung von Monokulturen oder gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen im Bergbau führen. Die Wirtschaft befriedigt unter kapitalistischen Bedingungen das Bedürfnis der Konsument*innen nach ökologischeren Produkten, indem ökologische Schäden einfach zeitlich und räumlich verlagert werden.

Auch staatliche Interventionen haben nur einen bedingten Effekt. Wenn beispielsweise durch nationale Gesetzgebung bestimmte Standards bezüglich der Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, zum Einsatz von gesundheitsschädlichen Stoffen im Produktionsprozess oder zum Recycling von Abfällen festgelegt werden, können die Folgen geringere Erträge und höhere Kosten sein. Das macht ein Unternehmen weniger konkurrenzfähig, seine Waren werden teurer als die der Konkurrenz, die in Ländern ohne ähnliche Regulierungen produziert. Die Verlagerung des Produktionsstandorts ist oft die Folge. Staaten sind aber auf eine florierende inländische Industrie angewiesen: Sie garantiert Beschäftigung und damit Steuerzufluss. Es ist daher nicht verwunderlich, dass staatliche Politik zögerlich ist, wenn es sich um die Durchsetzung umweltschonender Maßnahmen geht, die zusätzliche Kosten für die Unternehmen verursachen.

Der Zwang, mehr und günstiger zu produzieren, in der Hoffnung auf Rückfluss von Geld und Mehrwert, die im Konkurrenzkampf nötig sind, um kontinuierlich und verstärkt investieren zu können, hat jenseits des monetären Aspekts auch eine stoffliche Seite. Mehr Produktion verlangt wachsende Mengen an Rohstoffen und Energie und erzeugt zusätzliche Abfälle. Dasselbe gilt für die Herstellung der eingesetzten Produktionsmittel. Ressourcenerschöpfung und zunehmender Energieverbrauch, die Auslaugung von Böden sowie die Verschmutzung und Zerstörung von naturbelassenen Gebieten sind ebenso wie Mehrwert und Profit Resultate der Akkumulation.

In einigen Fällen sind Produktionsmethoden und Technologien heutzutage verhältnismäßig weniger umweltschädlich, als sie es noch vor einigen Jahrzehnten aufgrund des damaligen Stands von Wissenschaft und Technik waren.

Die Zunahme ihrer Anwendung in absoluten Zahlen verursacht jedoch, dass der Rohstoff- und Energiebedarf ebenso wenig abnimmt wie die Abfallmenge. Ganz im Gegenteil: Seit Beginn der Industrialisierung ist ein kontinuierlicher Zuwachs der Energienachfrage zu beobachten. Die Steigerung des BIP ist dafür nur ein partieller Indikator, denn es berücksichtigt lediglich die Wertsteigerung und nicht die größere Stoffvernutzung, sowohl von Rohstoffen als auch von ausgestoßenen Schadstoffen, die sich dahinter verbirgt.[12]

In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, welche Rolle die Technologie und die technologische Entwicklung in Bezug auf die ökologische Krise spielen. Bei Marx finden sich interessante Impulse für eine Diskussion darüber:

»Wie in der städtischen Industrie wird in der modernen Agrikultur die gesteigerte Produktivkraft und größere Flüssigmachung der Arbeit erkauft durch Verwüstung und Versiechung der Arbeitskraft selbst. Und jeder Fortschritt der kapitalistischen Agrikultur ist nicht nur ein Fortschritt in der Kunst, den Arbeiter, sondern zugleich in der Kunst, den Boden zu berauben, jeder Fortschritt in Steigerung seiner Fruchtbarkeit für eine gegebene Zeitfrist zugleich ein Fortschritt im Ruin der dauernden Quellen dieser Fruchtbarkeit. Je mehr ein Land, wie die Vereinigten Staaten von Nordamerika z. B., von der großen Industrie als dem Hintergrund seiner Entwicklung ausgeht, desto rascher dieser Zerstörungsprozess. Die kapitalistische Produktion entwickelt daher nur die Technik und Kombination des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, indem sie zugleich die Springquellen alles Reichtums untergräbt: die Erde und den Arbeiter.«[13]

Marx sieht, dass der Einsatz von produktivitätssteigernden Methoden und Technologien im Kapitalismus mit ökologischen und sozialen Schäden verbunden ist. Und nicht nur das:

»Es ist möglich, daß die Zunahme der gesellschaftlichen Entwicklung der Productivkraft in der Agricultur die Abnahme der Naturkraft nur compensirt oder vielleicht nicht einmal compensirt (diese Compensation kann immer nur für eine Zeit wirken.), so daß trotz der industriellen Entwicklung das Product nicht verwohlfeilert, sondern nur eine noch größere Vertheurung desselben verhindert wird.«[14]

Es ist also zu fragen, inwiefern der Einsatz neuer Technologien nur eine Antwort auf Probleme darstellt, die von älteren Technologien verursacht worden sind. Schon im 19. Jahrhundert betrachtete der späte Marx die Anwendung von künstlichem Dünger in der Agrikultur als ein Beispiel dafür: Pestizide und genetisch manipuliertes Saatgut versprechen Erträge bei ärmeren Böden. Diskussionen zur Frage der kapitalistischen Anwendung von Technologien wurden in marxistischen Kreisen in der Vergangenheit intensiv geführt.[15] Daran anzuknüpfen ist meines Erachtens für eine kapitalismuskritische Klimabewegung von großer Bedeutung.

Auf der Seite der Konsumtion tauchen auch eine Reihe von Fragen auf. Auch der Konsum verändert sich historisch und hat im Kapitalismus eine spezifische Ausprägung und Funktion: In einem System, in dem die Produktion wachsen muss, muss auch ein bestimmtes Konsumverhalten gefördert und aufrechterhalten werden.[16] Dazu zählen Phänomene wie Mode, Werbung oder geplante Obsoleszenz.[17] Angesichts dessen ist eine Reflexion unserer Bedürfnisse notwendig. Konsumkritik, die die Gesamtheit kapitalistischer Verhältnisse in den Blick nimmt, ist nicht vorrangig auf eine Veränderung des Konsumverhaltens ausgerichtet, etwa zugunsten von Einkäufen in Biomärkten, teuren und vermeintlich ökologisch produzierten Waren oder Elektroautos. Es geht ihr vielmehr darum, auch den Bereich der Konsumtion als Ausdruck der Klassenverhältnisse und der spezifischen Form von Herrschaft im Kapitalismus zu analysieren. Auch zu Konsumgesellschaft und Bedürfnissen haben an Marx orientierte Autor*innen wichtige theoretische Beiträge geliefert.[18] Und auch hier gilt es, an diese Diskussionen anzuknüpfen, um sie für die Gegenwart fruchtbar zu machen.

Bestimmte Kapitalfraktionen scheinen gegenwärtig den Ernst der Lage begriffen und sich den Kampf gegen den Klimawandel auf die Fahnen geschrieben zu haben. Denn die selbstverschuldeten ökologischen Probleme verursachen mittlerweile enorme Kosten und die Vernichtung einer der Grundlagen der Mehrwertproduktion, der Natur, ist perspektivisch auch für die Kapitalakkumulation problematisch – mögen die gegenwärtigen Profite noch so hoch sein. Was ist von einem grünen Kapitalismus oder einem Green New Deal zu halten? Die Logik des Wachstums infrage zu stellen ist von Kapitalseite kaum zu erwarten: Das käme einer Selbstauflösung gleich. Deshalb wird die Frage des Klimawandels auf allerlei technische Fragen reduziert, etwa wie ein kontinuierlich steigender Energiebedarf durch erneuerbare statt fossile Energiequellen befriedigt werden kann, wie neue Technologien entwickelt und vermarktet werden können, die CO2-Emissionen absaugen, wie neue Warenmassen mit geringeren Emissionen hergestellt werden können oder wie am Prinzip der individuellen Mobilität durch den Ersatz von Verbrennungsmotoren durch elektrische festgehalten werden kann. Bei all diesen Entwicklungen und Veränderungen darf an Einem nicht gerüttelt werden: Dass Unternehmen weiterhin Profite machen und wachsen müssen. Profit ist das A und O der kapitalistischen Produktion.

Einige Kapitalfraktionen werden ohne Frage enorme Kosten für eine ökologische Transformation tragen müssen und dadurch hohe Verluste riskieren, andere werden versuchen, Profit aus der Krise zu schlagen, sie zu »monetarisieren«. Wie bei anderen Transformations- und Krisenphasen gibt es Gewinner*innen und Verlierer*innen.

Grundsätzlich gilt: Das Kapital ist kurzsichtig. Unter dem Druck der Konkurrenz sind kurzfristige Profite entscheidend, sie bestimmen das Spiel, ganz unabhängig davon, welche mittel- und langfristigen ökologischen Zerstörungen damit verbunden sind. Wenn mit Blick auf den Klimaschutz oder aufgrund bereits zerstörter und damit fehlender Ressourcen anders produziert werden muss oder soll, ist das im gegenwärtigen System nur möglich, wenn damit Profite gemacht werden können. Wenn Klimaschutz aber heißt, bestimmte Entscheidungen zu treffen, die die Profite senken, zum Beispiel auf bestimmte Materialien zu verzichten oder die Produktion zu drosseln, ist klar, dass das nicht geschehen wird.

Der Punkt ist, dass die miteinander in Konkurrenz stehenden Einzelkapitale keine wirkliche Möglichkeit haben, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Von ihnen kann keine grundlegende Alternative ausgehen, weil ihr Überleben und Gedeihen an der Befolgung der Logik des Kapitals hängt.

Deshalb müssen die von der Kapitalseite vorgeschlagenen Lösungen genau analysiert werden: In der Regel laufen sie auf eine Modernisierung des Kapitalismus hinaus, die – der Logik des Kapitals folgend – nach wie vor auf Profitmaximierung und Wachstum fußt. Um die ökologischen Krisen aber in den Griff zu bekommen, müssen andere, radikalere Veränderungen umgehend in die Wege geleitet werden.


Literatur

[1] Vgl. Gareth Dale: The Growth Paradigma. A Critique, in: International Socialism 134, 2012, S. 55–88, unter: isj.org.uk/the-growth-paradigm-a-critique/; vgl. Dale auch zur Geschichte des Wachtumsparadigmas, das ein Produkt der kapitalistischen Gesellschaften ist.

[2] Dennis Meadows/Donella Meadows/Erich Zahn/Peter Milling: Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der Menschheit, Hamburg 1973.

[3] Vgl. Julian Bierwirth: Der Bericht an den Club of Rome und seine Neuauflage, 26.12.2020, unter: www.krisis.org/2020/der-bericht-an-den-club-of-rome-und-seine-neuauflage/.

[4] Marx geht im ersten Band des »Kapital« von einem erfolgreichen Produktionszyklus aus, an dessen Ende sich alle produzierten Waren auch verkauft haben, und sieht von sämtlichen Problemen ab, die den kapitalistischen Alltag ausmachen; vgl. Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, in: ders./Friedrich Engels: Werke, Berlin 1956 ff. [MEW], Bd. 23, S. 331 ff. Auf Störungen und Stockungen wird er erst im Laufe seiner Analyse eingehen.

[5] Marx: Kapital I, MEW, Bd. 23, S. 168. Anders, wenn die Bedürfnisse Maßstab der Produktion wären: »Indes ist klar, dass, wenn in einer ökonomischen Gesellschaftsformation nicht der Tauschwert, sondern der Gebrauchswert des Produkts vorwiegt, die Mehrarbeit durch einen engeren oder weiteren Kreis von Bedürfnissen beschränkt ist, aber kein schrankenloses Bedürfnis nach Mehrarbeit aus dem Charakter der Produktion selbst entspringt.« (Ebd., S. 250.)

[6] Ebd., S. 167.

[7] Karl Marx: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dritter Band, in: MEW, Bd. 25, S. 254 f.

[8] Marx: Kapital I, MEW, Bd. 23, S. 335.

[9] Lebensmittel sind in diesem Zusammenhang nicht im engen Sinne als Nahrungsmittel zu verstehen, sondern als die Gesamtheit der Güter und Dienstleistungen, die Menschen zum Leben benötigen, wie eine Wohnung, Kleidung oder Dinge, die für die Freizeitgestaltung gebraucht werden.

[10] Marx: Kapital III, MEW, Bd. 25, Dritter Abschnitt: Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate, S. 221–241.

[11] Zwei Phänomene, die die Unzulänglichkeit dieser Strategie aufzeigen, sind diesbezüglich zu erwähnen: Einerseits haben ausgerechnet Menschen, die ökologisch bewusst konsumieren, den größeren ökologischen Fußabdruck. Sie sind reicher und ihr Lebensstil (private Fahrzeuge, Urlaub und Reisen, Wohnraum, etc.) ist ressourcenintensiver als der jener Menschen, die zu den ärmeren Bevölkerungsgruppen gehören.

Als Konsument*in ist es andererseits oft schwierig zu beurteilen, was sich hinter den Ökosiegeln auf den Produktverpackungen verbirgt, die im Supermarkt zu finden sind. Dass ein diffuses Bewusstsein für die ökologische Krise gekoppelt mit dem moralischen Druck, richtig zu handeln, bei vielen Leuten vorhanden ist, wird von Werbeagenturen und Marketingabteilungen aufgegriffen, die den Firmen und Produkten eine »nachhaltige« Erscheinung verpasst. Oft handelt es sich dabei lediglich um Greenwashing und die Produktion ist kaum nachhaltiger.

[12] Vgl. Bierwirth: Der Bericht an den Club of Rome.

[13] Marx: Kapital I, MEW, Bd. 23, S. 529 f.

[14] Karl Marx: Das Kapital. Dritter Band, in: ders./Friedrich Engels: Gesamtausgabe, Berlin 1975 ff. [MEGA²], II/4.2, S. 709.

[15] Siehe zum Beispiel Raniero Panzieri: Über die kapitalistische Anwendung der Maschinerie im Spätkapitalismus, [Sull'uso capitalistico delle macchine nel neocapitalismo, in: Quaderni Rossi 1/1961], in: Claudio Pozzoli (Hrsg.): Spätkapitalismus und Klassenkampf: Eine Auswahl aus den »Quaderni Rossi«, Frankfurt a. M. 1972, S. 14–32.

[16] »Linked to the flourishing of competitive consumtion was a redefinition of human needs and desires. Against older traditions that associated luxury with excess and greed, writers such as David Hume and Adam Smith reconceived need and desire as »conceptually indistighuishable« deeming it impossible »to separate, morally and conceptually, needs and luxuries«. Needs were no longer regarded as natural, but as historical, and hence potentially insatiable. Desire was seen to stimulate demand, and in turn trade and the creation of wealth, further exciting the proliferation of desires.« (Dale: The Growth Paradigma.)

[17] Geplante Obsoleszenz zielt darauf, die Haltbarkeit bzw. Funktionsfähigkeit von Gegenständen künstlich zu verkürzen, um den Konsum anzukurbeln.

[18] Um nur wenige Beispiele zu nennen, seien hier Ágnes Hellers Theorie der Bedürfnisse, Adornos Schriften zur Kulturindustrie sowie Erich Fromms Auseinandersetzung mit echten und falschen Bedürfnissen erwähnt.

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