Systemfrage - Veranstaltungsreihe zur Wirtschaft nach dem Neoliberalismus
Der Neoliberalismus, wie wir ihn kannten, ist passé. An seine Stelle tritt ein dynamischer Krisenkapitalismus, dessen Eigenschaften und Entwicklungen nur schwer einzuordnen sind. Um diese komplizierte wirtschaftliche Lage zu verstehen und zugleich in Frage zu stellen, starten wir ein neues Online-Format: "Systemfrage - Wirtschaft nach dem Neoliberalismus". Dafür laden wir jeden Monat kritische Ökonom*innen und Sozialwissenschaftler*innen ein, um uns mit diesen über ökonomische Fragen und Konzepte auszutauschen. Dadurch schaffen wir einen Raum für kritische polit-ökonomische Bildung, um gemeinsam transformativ über Wirtschaft zu sprechen und theoretische Debatten zu vermitteln, die aus der Mainstream-Ökonomik noch immer weitgehend ausgeschlossen sind.Wir starten unser Format mit einer vierteiligen Online-Veranstaltungsreihe. In dieser beschäftigen wir uns mit kritischen Perspektiven auf die Neue Industriepolitik und die Reproduktionsökonomie, sowie mit den alten-neuen Debatten um den Zusammenbruch des Kapitalismus und ökonomische Planung.
10.10.2024, 18:30 - Jakob Heyer: Die neue Planwirtschaft? - Eine Einführung in die Neue Planungsdebatte
Jakob Heyer wird in die neue Debatte um demokratische Wirtschaftsplanung einführen. Dabei werden historischer Hintergrund, zentrale Probleme und die wichtigsten Modelle der Planungsdebatte erläutert. In dem Text "Rethinking democratic economic planning: An Overview" gibt Jakob Heyer bereits auf Exploring Economics einen Überblick über die Neue Planungsdebatte.
Jakob Heyer ist Doktorand an der Universität Jena. In seiner Dissertation mit dem Titel 'Grundprobleme einer postkapitalistischen Produktionsweise' untersucht er neuere Modelle einer demokratischen Planwirtschaft vor dem Hintergrund wichtiger historischer Erfahrungen und theoretischer Debatten.
21.11.2024, 18:30 - Irina Herb und Sarah Uhlmann: Zum Widerspruch zwischen Kapitalakkumulation und der Reproduktion von Leben - Einwürfe zur feministischen politischen Ökonomie
Sarah Uhlmann und Irina Herb widmen sich der Frage, wie eine ganzheitliche(re) Analyse des Kapitalismus aussehen könnte. Dafür stellen sie die Theorie der Sozialen Reproduktion („Social Reproduction Theory" / SRT) vor, die bisher primär im Anglo-Amerikanischen Raum breit diskutiert werden. Die SRT plädiert dafür, den Widerspruch zwischen Kapitalakkumulation und der Reproduktion des Lebens – wozu Sorgearbeit, Wohnen, Bildung usw. gehören – als Ausgangspunkt der Analyse zu nehmen. Dadurch eröffnen sich Möglichkeiten, Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse miteinander verschränkt zu verstehen und somit auch gemeinsam zu bekämpfen.
Irina Herb beschäftigt sich mit der politischen Ökonomie von sozialer Reproduktion mit einem besonderen Interesse an Fertilität und Schwangerschaft. Zurzeit arbeitet sie an einer Dissertation zu marxistischen Perspektiven auf Reproduktionstechnologien an der Universität Jena.
Sarah Uhlmann ist Sozialwissenschaftlerin am Fachgebiet Internationale Beziehungen mit Schwerpunkt Lateinamerika der Universität Kassel. Ihre Forschungsthemen umfassen Stadt- und Raumsoziologie, soziale Bewegungen und politische Ökonomie.
12.12.2024, 18:30 - Fred Heussner: Kommt der Kollaps? - Einführung in die alte-neue Debatte zum Zusammenbruch des Kapitalismus
Fred Heussner widmet sich der Frage der Zukunftsfähigkeit des Kapitalismus. Er rekonstruiert dafür die Geschichte der Debatte um die strukturellen Grenzen des Kapitalismus in der an Marx orientierten Theorietradition. Auf dieser Basis werden die Auseinandersetzungen um den Charakter der aktuellen Krisensituation eingeordnet und diskutiert.
Fred Heussner ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Netzwerk Plurale Ökonomik und freiberuflich in der politischen Bildung tätig.
16.01.2025, 18:30 - Laura Porak: Kritische Perspektiven auf die Neue Industriepolitik
Laura Porak wird einen historischen Überblick über die Entwicklung industriepolitischer Paradigmen liefern und die Neue Industriepolitik auf Ebene der EU einer kritischen Analyse unterziehen. Hier findet ihr den Text, den Laura Porak zu dem Thema für Exploring Economics geschrieben hat.
Laura Porak arbeitet am Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft (icae) (jku, Linz) zu der grünen Transformation, Industriepolitik, Infrastrukturpolitik und der Rolle von (Ökonomischem) Wissen bei politischen Entscheidungen, und macht ihren phd in Politikwissenschaften.